Findet die Politik noch den Schulterschluss mit den Bürgern und der Natur?
Seit fast 5 Jahren nun kämpft die überwältigende Mehrheit der Rahmer Bürger via einer Online-
Petition und mit Hilfe der Bürgerinitiative „Naturerhalt Rahmerbuschfeld“ gegen das Bauprojekt
Rahmerbuschfeld an, das sich anschickt, ein einzigartiges Naturbiotop von circa 10 Hektar Größe in
eine dieser gesichtslosen Quaderlandschaften zu verwandeln, die als betongewordener Ausdruck
architektonischer Einfallslosigkeit allerorten schon das Landschafts-oder Ortsbild verschandeln.
Der gnadenlose Automatismus, mit der die geplante Umwandlung des Landschaftsschutzgebietes in
ein Baugebiet und die Bauplanungen vollzogen werden, macht weder vor Bürgerbeteiligungen mit
massivsten Einsprüchen, noch vor der 300 Meter Schutzzone des FFH Gebietes Überanger Mark,
noch vor einer CO Pipeline halt, die in wenigen Metern Abstand zu den geplanten Häusern verläuft.
Die erstellten, aber fast schon erwartungsgemäß mangelhaften Gutachten (planungsrelevante
Vogelarten wie die im Ventenhof seit Jahren ansässige Schleiereule, der Waldkauz oder der
Kleinspecht werden im Artenschutzgutachten zum Beispiel geflissentlich unterschlagen) lassen ja
genügend Interpretationsspielraum und so kann man sich mit den eingebauten CO Meldern in den
neuen Häusern beruhigt zur Ruhe legen. Die nächstgelegene Feuerwehr wird sie im Falle einer
Leckage der besagten CO-Pipeline bekannterweise jedenfalls nicht rechtzeitig erreichen können.
Dass die ansässigen Schulen und Kindergärten keine zusätzlichen Plätze anbieten können – nicht der
Rede wert, dass die ortsansässige Bäckerei Sieveneck wahrscheinlich schließen kann –
Kollateralschaden, ob die Pferdezucht Ventenhof oder der Edeka in Angermund noch wirtschaftlich
betrieben werden kann – nicht der Rede wert. Dass der sich in der Rahmer Ortsmitte befindende
Edeka laut Betreiber Tonscheid gut läuft und laut unseren Architekten durchaus ausbaufähig ist –
vergessen.
So zeigt sich hier im Kleinen stellvertretend, was auch in der großen Politik beobachtet werden kann.
Die Stadtplanung setzt alles daran, die Demokratie und die Natur nachhaltig zu zerstören, indem der
Wille des Souveräns, also der ansässigen Bürgerinnen und Bürger, mit absoluter Nichtbeachtung
gestraft wird. Dass ein generelles und fundamentales Umdenken in Umweltbelangen angesagt ist,
hat sich bereits seit Jahren ins Unterbewusstsein der hiesigen Bürger eingebrannt, ist aber wohl in
der Welt der Stadtplaner noch nicht angekommen.
Dass momentan eine milliardenschwere Klage der EU-Kommission gegen Deutschland wegen
unzureichendem Schutz von artenreichem Grünland und FFH Schutzzonen, sowie ihren Pufferzonen
läuft (das Rahmerbuschfeld ist eine solche), sei hier nur am Rande erwähnt und sollte nach
Offenlegung noch angemessene Reaktionen nach sich ziehen.
So gehen wir nun einem denkwürdigen Datum (19ter April, nächste Stadtratssitzung) entgegen, an
dem die politischen Vertreter der hiesigen Bevölkerung ein weiterführendes Urteil über das Rahmer
Buschfeld zu fällen haben, einem einzigartigen Biotop, das für Duisburg einmalige Nahrungsketten
aufweisen kann. So dienen die Pferdeäpfel des Ventenhofs als Nahrung für Nager und Insekten, die
ihrerseits wiederum Greifvögel, Insektenfresser und Schwalben aller Art (Schleiereule, Bussard,
Rotmilan, Sperber, Waldkauz, Baumfalke, Mauersegler, Rauch-und Mehlschwalben) anziehen.
Ob wir unseren Kindern also nur noch die Geschichten vom Rahmerbuschfeld erzählen können, wie
zum Beispiel im Morgennebel ein Reh mit seinem Kitz, eine Gans und ein Graureiher ein kleines
neckischen Fangspiel betrieben, oder wie eine siebenköpfige Fuchsfamilie in der sommerlichen
Abenddämmerung wild herumhüpfend Junikäfer versucht zu fangen oder die Hundertschaften von
Mauerseglern die mit ihren Jungen Anfang Juli stundenlang im Tiefflug überm Rahmerbuschfeld
Insekten fingen, oder ob sie das Glück haben werden, so etwas noch in Natura erleben zu dürfen,
wird sich also in Kürze weisen.
Die letzte Kommunalwahl hat den Wählerauftrag deutlich zugunsten des Naturerhalts definiert. In
diesem Sinne rufen wir, die Rahmer Bürger, die Politiker aller Fraktionen noch ein letztes Mal auf.
Setzt ein Zeichen des Wandels und der Hoffnung in diesen schwierigen Zeiten, indem Sie dieses
einmalige Biotop Rahmerbuschfeld für die Nachwelt erhalten! Verhindern sie ein völlig unsinniges
Bauprojekt, das ein gesichtsloses und seiner Identität beraubtes Rahm, sowie eine nicht wieder gut
zumachende Naturzerstörung zur Folge hätte!
Suchen Sie den Schulterschluss mit den Bürgern und der Natur! Die entsprechende Reaktion des
Souveräns dürfte Ihnen bei der nächsten Wahl sicher sein, das Rahmerbuschfeld und seine vielen
„befellten“ und „gefiederten“ Bewohner würden es Ihnen in ihrer ganzen Schönheit und Anmut
danken.
Mit freundlichen Grüßen,
Thomas Anthonj (Mitbegründer der Bürgerinitiative „Naturerhalt Rahmerbuschfeld“)